Ausgrabungen Molzbichl

Der Ort Molzbichl gehört zu den historisch bedeutsamsten des Drautals. Er wird 1063 als Mulzpuhil erstmals in einer Quelle genannt. Diese Bezeichnung ist eine in Kärnten häufig vorkommende slawisch-deutsche Doppelbenennung. Das slawische Wort muliti bedeutet hervorgehoben und weist wie das deutsche –bichl auf die erhöhte Lage des Ortes hin. Im frühen Mittelalter führte Molzbichl auch den Namen Münster (Munstiure). Diese Nennung bezieht sich auf das älteste Kloster Kärntens, das im 8. Jahrhundert in Molzbichl zur Missionierung der Alpenslawen errichtet wurde. Dieses auch archäologisch nachzuweisen, war Ziel der seit 1985 in Molzbichl durchgeführten Grabungen.

Kloster Molzbichl

Auf Initiative von Kurt Karpf und unter der Leitung von Dr. Franz Glaser wurden in Molzbichl von 1985 bis 1988 Ausgrabungen durchgeführt. Dabei gelang es, ein Kloster aus karolingischer Zeit nachzuweisen. Bei den Untersuchungen in der heutigen Pfarrkirche stieß man auf einen frühmittelalterlichen Vorgängerbau, dessen einstige Chorschranke (Trennung zwischen Laien- und Altarbereich) sich nahezu in Kirchenmitte befand. Das vergrößerte Presbyterium weist auf eine geistliche Gemeinschaft hin, die im Ostteil des Gotteshauses mehr Platz als ein einzelner Priester beanspruchte. Damit darf dieser Sakralbau mit seiner bemerkenswerten Größe von 24 x 8 m als Klosterkirche angesprochen werden. Im Pfarrhofgarten fanden sich Reste eines großen Gebäudes, das aufgrund seiner Größe, Ausrichtung und Lage wohl das zugehörige Klostergebäude ist.

Historische Überlegungen und die zahlreichen Flechtwerksteine machen einen karantanischen Adeligen als Klostergründer wahrscheinlich, der unter bairischem Einfluss ein prächtig ausgestattetes Gotteshaus errichten ließ. Molzbichl ist das älteste Kloster Kärntens, das wie Innichen zur Missionierung der Alpenslawen diente.

Neben dem archäologischen Nachweis weisen auch der für Molzbichl synonym verwendete Ortsname Munstiure (=Kloster), sowie die Bezeichnung Fratresberg (Bruderberg) auf das einstige Kloster hin.

Grabungen im Pfarrhofgarten

Im Pfarrhofgarten südlich der Kirche wurden die Fundamente eines großen Bauwerks ausgegraben, das als Klostergebäude gedeutet wird. Nach dem Abzug der geistlichen Gemeinschaft im 9./10. Jahrhundert wurde es abgetragen und das Areal als Friedhof genutzt. Die bei den Bestattungen gefundenen Schmuck- und Trachtbestandteile zeugen von den Begräbnissitten der Zeit um 1000. Emailverzierte Scheibenfibeln, Schläfenringe und mondsichelförmige Ohrgehänge aus Bronze gehörten zum bevorzugten Frauenschmuck, während Männer meist nur mit Gürtel und Messer begraben wurden. Waffenbeigaben fehlen ebenso, wie andernorts in Gräbern zu findende Keramikgefäße. Dennoch gibt es auch in Molzbichl Grabfunde, die ins 8. Jahrhundert zurückreichen. Dazu gehören frühe Schläfenringformen und eine Buckelfibel aus Pressblech.

Flechtwerksteine

Bei den archäologischen Grabungen fand man Reste der prächtig ausgestatteten Klosterkirche, deren zahlreichen Marmorreliefs die bedeutendste Sammlung frühmittelalterlicher Flechtwerksteine im Südostalpenraum darstellen. Darunter befindet sich die einzigartige Darstellung eines Mannes in betender Haltung (Orant). Dieser Stein gehörte ursprünglich zu einem steinernen Baldachin (Ziborium), der sich hinter dem Altar über dem Heiligengrab des Nonnosus erhob. Möglicherweise nimmt die Darstellung auf ihn Bezug. Auch ein Lesepult (Ambo) und Steine mit Inschriften und Farbresten blieben in Molzbichl erhalten. Über 70 dieser seltenen und prächtig verzierten Objekte wurden 1987 entdeckt und sind jetzt im Museum Carantana ausgestellt. Flechtwerksteine sind Bestandteile der frühmittelalterlichen Kircheninnenausstattung. Meist gehörten sie zur Chorschranke oder zu einem aufwändig gestalteten Heiligengrab. Sie fanden in bedeutenden, repräsentativ ausgestatteten Gotteshäusern Verwendung, die in Karantanien auf hochrangige, slawisch-karantanische Adelige der Zeit nach 772 zurückgehen.